Kooperation statt Konkurrenz – nur so geht nachhaltige Finanzberatung

Mitgkliederinterview mit Niklas Krämer

Kooperation statt Konkurrenz – nur so geht nachhaltige Finanzberatung

Ein Interview mit Niklas Krämer, Mitglied von ökofinanz 21

Wir stellen regelmäßig Mitglieder unseres Netzwerks vor, als Experten und Expertinnen nachhaltiger Vermögensanlagen, als Menschen und Unternehmer:innen, die sich mit dem ältesten Finanzberatungsnetzwerk Deutschlands für ethisch verantwortliches Handeln engagieren.

 

ökofinanz-21: Kannst du dich einmal kurz vorstellen?

Niklas Krämer: Mein Name ist Niklas Krämer. Ich lebe in Berlin und bin seit 3 Jahren Partner der WertWende GmbH als unabhängige Finanzdienstleistungsgesellschaft mit Fokus auf nachhaltige Geldanlagen. Hier kümmere ich mich um die Beratung meiner Mandate und die Verwaltung unserer Anlagestrategien. Nebenbei habe ich lange den Kanal Finance for Future betrieben, in dem ich mit Interviews mit Expert:innen das Thema nachhaltige Finanzen für ein breites Publikum besser zugänglich gemacht habe.

 

ökofinanz-21: Was ist deine Expertise in deinem Berufsfeld?

Niklas Krämer: Meine größte Expertise ist wohl die Beurteilung der Wirkung von nachhaltigen Geldanlagen. Mein Fokus liegt hier auf dem Sekundärkapitalmarkt – also Aktienfonds und ETF an der Börse. Hier habe ich durch meine jahrelange Wissensarbeit mit Finance for Future eine extrem breite Grundlage aufgebaut, die ich heute in der Verwaltung der Anlagestrategien bei der WertWende nutze.

 

ökofinanz-21: Wann und aus welchen Gründen bist du dem ö21-Netzwerk beigetreten?

Niklas Krämer: Als noch recht junger Berater war und ist es mir wichtig, im Austausch mit anderen Profis der Branche zu bleiben. Allein kann man nicht bei allen Entwicklungen auf aktuellem Stand bleiben. Hier hilft nur Kooperation statt Konkurrenz.

 

ökofinanz-21: Was macht das Netzwerk von Ö21 für dich aus?

Niklas Krämer: In erster Linie Erfahrung. Bei Ö21 kommen dutzende Beratende mit jahrzehntelanger Erfahrung zusammen. Auch wenn dort nicht alle die gleiche Meinung teilen und man auch mal über Fakten streitet, zeigt das zumindest, dass man sich auf Augenhöhe begegnet. Während ich gern die Erkenntnisse der modernen Kapitalmarktwissenschaft einbringe, freue ich mich, auch unternehmerisch von den anderen Mitgliedern zu lernen.

 

ökofinanz-21: Welche Chancen siehst du für die nächsten Jahre für Ö21?

Niklas Krämer: Es ist ein schwieriges Umfeld für nachhaltige Geldanlagen. Einerseits erweckt man damit heute weniger Kunden als von vor wenigen Jahren. Andererseits wird es stark regulatorisch beeinflusst: nach EU-Taxonomie und SFDR kam jetzt Omnibus und Trump. Eine Chance für Ö21 als größter Verband unabhängiger Beratender wäre natürlich auch hier eine positive Beeinflussung, was aber eine gemeinsame Positionierung erfordert. Jedoch kann der Verein auch im Kleinen wirken, indem seine Mitglieder einfach voneinander lernen und profitieren.

 

ökofinanz-21: Welche Erfahrungen und welches Know-how bringst du in das Netzwerk mit ein?

Niklas Krämer: Als wohl digitalaffinstes Vereinsmitglied kann ich auf jeden Fall ein Lied von Digitalisierung und Automatisierung singen. Anders kann ich mir den Beruf eines Finanzberaters auch gar nicht vorstellen, sobald man eine signifikante Anzahl an Mandant:innen aufgenommen hat.
Dazu kommt die Kompetenz in der wissenschaftlichen Portfolio-Konstruktion sowie Shareholder-Engagement und Impact Investing mit entsprechenden Kontakten in die Academia.

 

ökofinanz-21: Welchen Aspekt der Nachhaltigkeit kann deiner Meinung nach jeder Mensch mit Vermögensanlagen beeinflussen?

Niklas Krämer: Jeden. Wer bei der Geldanlage Nachhaltigkeit in einzelne Themen aufteilt, betrachtet die völlig falschen Dinge. Jedes fundierte Portfolio sollte welt- und branchenweit diversifizieren (harte Kontroversen wie Fossil- oder Waffenkonzerne gern ausgeschlossen). Mit seinen Aktionärsrechten kann man in der Kupferindustrie genauso gut wie in der Lebensmittelherstellung sowohl Menschen- und Arbeitsrechte als auch den Schutz natürlicher Ressourcen verbessern.

 

ökofinanz-21: Warum, meinst du, spielt Nachhaltigkeit bei Vermögensanlagen auf der politischen Ebene eine immer größere Rolle und wie beurteilst du die Entwicklung?

Niklas Krämer: Weil Nachhaltigkeit zunehmend finanziell materiell wird. Die Klimakatastrophe zeigt erste wirtschaftlich signifikante Schäden. Allianz-Vorstand Günther Thallinger brachte es Anfang dieses Jahres gut auf den Punkt: „Die Klimakrise könnte den Kapitalismus zerstören“. Mächtige Industrien wie fossile Energiegewinnung oder Verbrennermotoren lobbyieren immer stärker, um kurzfristig ihre Geschäftsmodelle zu erhalten. Dahingehend sollte es die klimapositive Lobby wohl nicht ermüden, sondern bestärken. Aktuell sehe ich v.a. die Planungsunsicherheit kritisch, die unsere europäische Politik der hiesigen Industrie mit ihrem Hin und Her verursacht. Ich hoffe, man erhält hier seine Souveränität trotz republikanischem Einfluss aus den USA.

 

ökofinanz-21: Zu guter Letzt: Was motiviert dich ganz persönlich jeden Tag aufs Neue für deine Arbeit?

Niklas Krämer: Die Antwort fällt mir als Realist mit Blick auf die Wissenschaft nicht leicht. Ich persönlich habe gelernt, mich mehr mit der täglichen Arbeit für meine Mandant:innen zu motivieren als mit dem Blick aufs große Ganze. Letzteres war für mich anfangs der große Antreiber, bekommt aber gerade in aktuellen Zeiten häufig so große Rückschläge, dass sich für mich der Fokus auf die kleinen Dinge wieder mehr etabliert hat – getreu dem Motto „Im Kleinen Großes bewirken statt im Großen Kleines bewirken“.

 

Vielen Dank für das Interview und den Einblick Niklas!

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